Schützenverein Alsleben

Der Weg zum heutigen „Schützenverein 1847 Alsleben“

Vor 310 Jahren fanden die „Schützengilde-Brüder“ in Alsleben an der Saale ihre erste Erwähnung. 

Die Schützengesellschaften wurden u. a. im 15. Jahrhundert gegründet, um die Bürger als Armbrustschützen dadurch auch aufzufordern, sich ihrem Fürsten und dem Vaterland verbunden zu fühlen und bei Gefahr mutig zu dienen. Später waren gemeinsame Schießübungen auf hölzerne Adler eher nur noch eine Belustigung in gemeinsamer Runde. Ob es in dieser Zeit auch hier in Alsleben an der Saale schon eine Schützengesellschaft gab, ist nicht aufgezeichnet. 

Im Jahre 1709 fanden die „Schützengilde-Brüder“ Alsleben eine erste Erwähnung. 

In den Jahren 1710 bis 1712 fand das „Freischießen“ mit Pfeil und Bogen der Schützenkompanie in Alsleben statt. Erst 1737 wurden weitere „Freischießen“ abgehalten bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763 kämpften alle europäischen Großmächte jener Zeit in einem Territorialkrieg und um die Einflussnahme auf Seewege). 

Nach Erfindung des Schießpulvers und der Gewehre übten die Schützen mit Hakenbüchsen, Musketen und Arkebusen - als kürzere und leichtere Variante der Musketen - auch für den Ernstfall. 

In der Napoleonischen Zeit (1806 – 1813) war das Schießen verboten. Erst 1814 begann wieder das Scheibenschießen mit der Büchse. Jeder Schuss musste damals durch Ziehen einer im Schießstand hängenden Klingel angemeldet werden. Und vor dem Schießstand stehende Tamboure gaben zusätzlich Trommelschläge ab. Mit Pulver und Zündhütchen wurden die Büchsen zum Schuss eingesetzt. Geldstrafen verhängte man, wenn Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten wurden. 

Sehr aufwändig wurden die Schützenfeste gefeiert.

Im Jahr 1818 formierten sich die Schützen aus Stadt und Dorf Alsleben, um gemeinsam vier Tage lang zu feiern. In den Folgejahren sogar 8 Tage. In Jubel und Trubel geriet jedoch zuweilen die öffentliche Ordnung in Schieflage, so dass 1854 die Schützengesellschaft beschloss, 36 Schützenmitglieder unter Führung eines Offiziers und zweier Oberjäger zum Schutz des Eigentums und zur Aufrechterhaltung der Ordnung einzusetzen. Als Mittel zum Zweck sollten Wasserspritzen und Straßensperrungen dienen.

Aus dieser Kompanie von Schutzmännern ging später die Freiwillige Feuerwehr hervor. 

Am 19.06.1818 wurde der Schützengraben in der Bernburger Str. wieder geöffnet und ein Scheiben- und Vogelschießen abgehalten, auch ein sogenanntes Königs- oder Freischießen. Solange es keine genehmigte Schützenordnung gab, hatte der Bürgermeister die Verantwortung und marschierte in dieser Autorität auch beim Schützenzug voran. 

1834 wurde das Schießhaus vor dem Schießgraben auf dem Stadtschützenplatz (Schießplan) erbaut. Dieses wurde 1968 vom Grundstücksbesitzer abgerissen.

Alle Häuser in dieser Straße – im Bereich des Schützengrabens – mussten mit Eisen beschlagene Fensterläden haben, die während des Schießens geschlossen zu halten waren. 

Ab 1844 gab es die Uniformen (grünes Tuch und schwarzer Kragen). Außerdem trug jeder Schütze einen Hirschfänger mit dem Alslebener Stadtwappen und natürlich das Gewehr.

Die Uniformpflicht, z. B. bei feierlichen oder offiziellen Anlässen, wie der Jahreshauptversammlung, wird bis heute beibehalten. Die Uniform muss von jedem Schützen privat angeschafft werden. Da sie den Träger „aufhübscht“, wird sie auch gern angezogen. Durch die entsprechenden Rangabzeichen (z. B. Schulterstücke, Schützenschnur) werden die jeweiligen Positionen im Schützenverein sowie besonderen Schießleistungen und Aktivitäten der Schützen verdeutlicht. 

Mit seiner Gründung am 06.07.1847 ist der Schützenverein Alsleben einer der ältesten und am längsten bestehenden Vereine. Anfänglich hatte der Verein 61 Mitglieder. Das Gründungsprotokoll ist datiert auf den 26.08.1847. 

Wichtiges Anliegen des Vereines ist die Gemeinschaft und ein spannendes, vielfältiges Vereinsleben. Die Schützen betreiben ihr Hobby das ganze Jahr über und nehmen an regionalen und überregionalen Wettbewerben teil. Immer unter dem Leitspruch von L. A. Seneca: „Ein Schütze darf nicht gelegentlich treffen, sondern gelegentlich das Ziel verfehlen.“ 

Eine Mitgliedschaft im Verein ist auch ohne Sachkunde und ohne eigene Waffe möglich. Der Verein verfügt über entsprechende Waffen. Wer jedoch eine eigene Waffe anschafft, muss eine Sachkundeprüfung ablegen und entsprechende Sicherheitsbestimmungen zur Aufbewahrung einhalten. 

Die Vereinsfahne wurde von Alslebener Geschäftsleuten gestiftet.

1853 erhielt der Schützenverein im Dorf Alsleben das Grundstück am Schlackenbach geschenkt (Dorfschützenplatz genannt) und im gleichen Jahr wurde dort ein Schießhaus erbaut.

Der Dorfschützenverein wurde später im Jahre 1906 in Schützenverein Alsleben Neustadt e. V. umbenannt. Durch den Zusammenschluss von Stadt- und Dorfgemeinde 1893 hatte die Dorfgemeinde den Namen Neustadt Alsleben erhalten.

Ein neues Dorfschützenhaus konnte 1925 eingeweiht werden. 

Die beiden Schützengesellschaften (Dorf und Stadt) bestanden bis Kriegsende 1945. Durch die sowjetische Militäradministration wurden sie aufgelöst und verboten. Alle Büchsen, Gewehre, Fahnen usw. mussten abgegeben werden. Selbst Luftgewehrschießen war verboten. In der ehemaligen DDR gab es dann die GST (Gesellschaft für Sport und Technik, eine ehemalige vormilitärische Massenorganisation). 

1993, am 04. September, erfolgte die Neugründung des „Schützenvereins 1847 Alsleben e.V.“ Anfangs konnte der Verein 26 Mitglieder verzeichnen und ein Vorstand für den Zeitraum von jeweils zwei Jahren wurde gewählt. 

Das erste Schützenfest des neuen Vereins fand auf der Festwiese in Alsleben (Saale) am 12.08.1994 statt. Es wurde eine Partnerschaft zur niedersächsischen Gemeinde Rhauderfehn (Holte) begründet und bis heute gepflegt. 

Für den Bau einer neuen Schießanlage am „Hasenberg“ (Lehmkiete) wurden 1995 rd. 4.000 m2 Grund und Boden gekauft. Der Bau begann im Januar 1996. 

Mit Unterstützung von Betrieben und Gewerbetreibenden sowie durch unermüdlichen Einsatz der Mitglieder, konnte die Schießanlage nach nur 20 Monaten Bauzeit fertiggestellt werden. Am 01.05.1998 erfolgte die offizielle Einweihung des Schießplatzes.

Geschossen wird am „Hasenberg“ um von Firmen oder Geschäftsleuten gestiftete Pokale oder auch Preisgeld. 

Es müssen immer zwei Schützen zur Aufsicht auf dem Schießplatz sein (gem. Plan), welche entsprechend geschult und im Umgang mit der Waffe vertraut sind. Pro Schießen wird eine entsprechende Startgebühr erhoben.

Für Werterhaltung und Sauberkeit der Anlage leistet jeder Schütze 20 Pflichtstunden. Ist dies nicht möglich, zahlt das Vereinsmitglied einen festgesetzten Betrag in die Vereinskasse. 

Zur Zeit hat der „Schützenverein 1847 Alsleben“ insgesamt 56 Mitglieder (vor ehemals 98). Eine Jugendgruppe existiert mit 4 Mitgliedern (Schießen mit Luftgewehr). Der Luftgewehrstand kam 2002 neu hinzu.

2001 war der Schießplatz nach einem Starkregen mit Schlammwasser von den angrenzenden Feldern überflutet und alle Alslebener Schützen hatten tagelang zu tun, die Anlage wieder auf Vordermann zu bringen. Eine ähnliche Situation gab es auch 2010 durch den Einbruch von Schmelzwasser. 

Es wird auch zusammen mit den Jägern (für deren Training) auf laufende Scheibe geschossen. Ebenso wird zusammen mit dem Schützenverein Aschersleben auf deren Schießplatz ein Trap-Schießen (Tontaubenschießen) abgehalten, welches ein spezielles Geschick und geschultes Auge erfordert. 

Der „Schützenverein 1847 Alsleben“ e. V. veranstaltet jährlich ein Nikolausschießen für alle Einwohner*innen der Saalestadt.

Eine Line-Dance-Gruppe wurde 2002 mit Frauen des Schützenvereins ins Leben gerufen (Auftritt auch bei anderen Vereinen und div. Festen). 

Zum Gedenken an die 14 seit dem Neuaufbau des Vereins bereits verstorbenen Mitglieder wurde am Schießplatz ein Ehrendenkmal errichtet, welches von den Schützen entsprechend gepflegt wird. 

Am 14.10.1994 gründeten die Kreisschützenvereine den Kreisschützenverband mit 9 Schützenvereinen. Am 23.09.1995 wurde das erste Mal der Kreiskaiser aus den Vereinen ermittelt. Heute gehören dem Kreisschützenverband Bernburg 12 Vereine an. Der Kreisschützenverband arbeitet auch eng und gut mit dem Landesschützenverband zusammen. Jährlich, Anfang März, wird der Kreisschützentag abgehalten und Bilanz über die Arbeit des vergangenen Jahres gezogen. Alle Schützenvereine entsenden dazu entsprechende Teilnehmer (auf 10 Mitglieder ein Teilnehmer je Verein). 

Der Vorstand des Kreisverbandes wird alle 4 Jahre gewählt. Dazu unterbreiten die einzelnen Vereine entsprechende Vorschläge.

Jedes Jahr veranstaltet der Kreisverband eine Kreismeisterschaft. Es finden verschiedene Wettkämpfe statt. Am Jahresende wird die Kaiserfeier abgehalten. 

Neben dem Kreisschützenverband Bernburg existieren im Salzlandkreis auch der Kreisschützenverband Schönebeck e. V. und der Kreisschützenverband Aschersleben-Staßfurt e. V. 

Das Landestreffen findet alle 4 Jahre statt. Im Jahr 2019 im Monat März in Merseburg .

1997 erfolgte das erste Sparkassenpokalschießen. Dieses wird seitdem jedes Jahr abgehalten. Jeweils im Wechsel bei den Vereinen, welche über einen Schießplatz verfügen. Im Kreisverband Bern- burg sind das Baalberge, Nienburg, Bernburg 2 x, Alsleben, Güsten, Bründel und Edlau.

Einmal im Jahr empfängt der Landrat des Salzlandkreises alle Schützenkönige und den Kreiskaiser zur feierlichen Zusammenkunft und Ehrung.

Der Deutsche Schützentag in Sachsen-Anhalt findet im Jahr 2019 im Monat April in Wernigerode statt. 

Mit dem folgenden Schützengedicht eines unbekannten Verfassers möchte ich enden:

„Wer vorn mit freundlichem Gesicht, doch hinterm Rücken schlechtes spricht;

Wer nur den eignen Nutzen kennt, und Dir nicht Deinen Posten gönnt, nach oben krummen Buckel macht, nach unten tritt und höhnisch lacht, das ist ein schlechtes Luder, bestimmt k e i n Schützenbruder.

Wer handelt aber – wie ein Freund, der mit Dir lacht und mit Dir weint, der gradheraus die Meinung sagt, weil ihm Dein Fehler nicht behagt, der trotzdem für Dich geradesteht, der niemals Treuebruch begeht, der nicht allein beim Schützenfest, auch sonst als Mensch Dich gelten lässt, der hilft in Nöten, mit Rat und Tat, das i s t ein Schützenkamerad! 

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Quellen: mit freundlicher Unterstützung des Gründers und langjährigen Vorsitzenden des Schützenvereins Alsleben sowie anhand von Aufzeichnungen aus der Chronik der Stadt Alsleben (Saale) 

Heimatverein Alsleben an der Saale e. V. Sigrid Skudlik 


Der Schützenverein Alsleben 1847 e.V. bedankt sich ganz herzlich beim Heimatverein Alsleben